Bisher haben uns einige Fragen erreicht, ob Intervallfasten und Multiple Sklerose sich nicht ausschließen. Und darüber hinaus: Ob Intervallfasten bei Multipler Sklerose nichthelfen würde? Wir möchten gerne hierauf erste Antworten geben…
Die Immunerkrankung Multiple Sklerose (MS) gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen bei jüngeren Menschen. Betroffene können heute zwar viele Jahre relativ gut mit der Krankheit leben, sind jedoch im Alltag stark eingeschränkt. Die genauen Ursachen der Krankheit konnten bis heute nicht geklärt werden. Es gibt somit auch noch keine echte Heilung. Forscher der Berliner Charité haben jedoch festgestellt, dass Intervallfasten eine positive Wirkung auf die Symptome der Multiplen Sklerose haben kann.
Was ist Multiple Sklerose?
Kurz gefasst handelt es sich bei MS um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Körpereigene Zellen greifen aus bisher ungeklärten Gründen das Nervensystem an und lösen Entzündungen im Gehirn und im Rückenmark aus. Meist tritt die Krankheit im jungen Erwachsenenalter auf, seltener bereits in der Kindheit oder Jugend. In Deutschland sind aktuellen Angeboten zufolge etwa 200.000 Menschen von Multipler Sklerose betroffen. Zwar ist MS keine Erbkrankheit, doch wie bei anderen Autoimmunkrankheiten wurde auch hier eine genetische Prädisposition festgestellt. Möglicherweise kann auch eine Infektion mit Bakterien oder Viren im jungen Alter eine Erkrankung begünstigen. Eine weitere Theorie stellt einen Zusammenhang mit einem Mangel an Vitamin D her, da die Einwohner der sonnenreichen Regionen am Äquator weit seltener an MS erkranken als die Einwohner in sehr nördlichen und südlichen Breitengraden.
Typischerweise verläuft die MS in Schüben. Während eines aktiven Schubes treten je nach Entzündungsherd Sehstörungen, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen auf. Oft kommt es zu Problemen beim Gehen, Schlucken und Sprechen. Bilden sich die Symptome nach einem Schub anfangs noch vollständig zurück, hinterlässt die MS im Laufe der Zeit bleibende Spuren. Mediziner bewerten die Schwere der Erkrankung mit der sogenannten Expanded Disability Status Scale (EDSS), einer Skala von 0.0 bis 10.0. Im Frühstadium mit 1.0 oder 2.0 liegen keine bis kaum Behinderungen vor, mit 5.0 gilt der Betroffene noch als ganztägig arbeitsfähig und mit 7.0 bereits weitgehend auf Hilfe angewiesen.
Weitere gesundheitliche Vorteile von Intervallfasten findest du hier.
Die Wirkung des Intervallfastens auf Multiple Sklerose
Eine der positiven Auswirkungen von Intervallfasten ist die Aktivierung der sogenannten Autophagie, Erneuerungsprozesse der körpereigenen Zellen. Es ist kein Zufall, dass das Interesse an Intervallfasten stark zugenommen hat, seit der Japaner Yoshinori Osumi im Jahr 2016 für seine Forschungen zur Autophagie mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Zusammenhänge zwischen Intervallfasten und Multipler Sklerose wurden im gleichen Jahr bei einer Studie der Berliner Charité näher erforscht. 60 Patienten wurden in drei Gruppen eingeteilt und über einen Zeitraum von sechs Monaten beobachtet. Eine Gruppe ernährte sich mit einer Mischung aus normaler Mischkost und siebentägigem Saftfasten, eine Gruppe ernährte sich ketogen und eine dritte Kontrollgruppe normal. Sowohl die ketogene Ernährung als auch das Saftfasten führten zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei den MS-Patienten.
Konkret zeigte sich, dass Intervallfasten zu einer Regeneration des Myelins führte, einer schützenden Hülle der Nervenfasern aus Proteinen und Fetten. Bei Multipler Sklerose greifen körpereigene T-Zellen zunächst diese Schutzhülle an und dann die eigentlichen Nervenfasern. Die ketogene Ernährung mit viel Protein und wenig Kohlenhydraten wird schon länger erfolgreich zur Linderung von Epilepsie eingesetzt. Auch hier stellte sich eine Linderung der MS-Symptome heraus, die vermutlich auf einen verbesserten Gehirnstoffwechsel zurückzuführen ist. Das Gehirn wird wieder besser mit Energie versorgt, so dass auch die Nervenzellen gestärkt werden. Einen kurzen Bericht über die Berliner Studie gibt es in der Mediathek von 3sat.
Zu vergleichbaren Erkenntnissen kam eine Studie in den USA, die zunächst mit Mäusen und später mit einer kleinen Gruppe menschlicher Probanden durchgeführt wurde. Auch hier zeigte sich, das Intervallfasten Entzündungserscheinungen reduzierte und damit die Symptome der Multiplen Sklerose linderte.
Nicht ohne ärztliche Rücksprache fasten
Auch wenn die positiven Auswirkungen von Intervallfasten bei Multipler Sklerose (bzw. den Symptomen) relativ eindeutig sind, sollten Betroffene zunächst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, ehe sie mit dem Fasten beginnen. Falsch gemacht, kann sich das Fasten nämlich auch negativ auswirken und sogar neue MS-Schübe begünstigen.
Für den Anfang kann es häufig schon genügen, die Ernährung umzustellen und auf bestimmte entzündungshemmende Substanzen zu achten. Dazu gehört beispielsweise die richtige Balance zwischen entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren und entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren zu finden. Omega-6-Fettsäuren stecken vor allem in rotem Fleisch und können bei einer zu fleischreichen Ernährung Entzündungen befördern. Omega-3-Fettsäuren stecken dagegen vor allem in fettem Fisch und bestimmten pflanzlichen Ölen. Anders gesagt: Es ist sinnvoll, das Schweineschnitzel und das Rindersteak häufiger durch Lachs und Thunfisch zu ersetzen.
Ab in die Sonne!
Nicht zuletzt sollten Multiple Sklerose Patienten auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D achten. Dieses Vitamin kann dem Körper kaum durch die Nahrung zugeführt werden. Es wird gebildet, wenn ausreichende Sonnenstrahlen durch die Haut dringen können. Wie schon erwähnt, leiden Menschen in sonnenreichen Regionen seltener an Multipler Sklerose als Menschen in sonnenarmen Regionen. MS-Patienten mit Bewegungseinschränkungen halten sich ohnehin schon zu wenig im Freien auf, wenn sie nur noch kurze Distanzen ohne fremde Hilfe zurücklegen können und dazu befeuerten die Medien in den letzten Jahren eine regelrechte Hysterie um schädliche UV-Strahlen, so dass sich viele Menschen kaum noch ohne Sonnenschutzmittel ins Freie trauen. Besser ist, jeden Tag 20-30 Minuten lang die Sonne direkt an die Haut zu lassen, damit sie ausreichend Vitamin D bilden kann und in den dunklen Wintermonaten in Rücksprache mit dem Arzt eine Supplementierung zu erwägen.
Hast du bisher Erfahrungen mit Intervallfasten bei Multipler Sklerose gemacht? Wir freuen uns darauf, dein Wissen in unserer Community unter diesem post zu teilen…