Wir erhalten sehr viele Anfragen von Lesern, denen gesagt worden ist, dass sie das Intervallfasten bei Erkältung pausieren sollten. Als Grund wird dabei hauptsächlich angebracht, dass man den Körper nicht schwächen sollte. Mit diesem sehr kategorischen Verständnis möchten wir ein wenig aufräumen.
Somit fangen wir einmal mit den Fakten an: In der kalten Jahreszeit sind Erkältungen fast unvermeidlich. Tagtäglich kommen wir im Büro, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im vollbesetzten Kino oder im Theatersaal mit Viren und Bakterien in Kontakt. Meist verlaufen Erkältungen und grippale Infekte leidlich. Umstritten ist die Frage nach der richtigen Ernährung bei Erkältungen und damit natürlich auch ob Intervallfasten und Erkältung überhaupt kombiniert werden dürfen.
Viele Menschen schwören auf Hühnersuppe, andere auf Tee in rauen Mengen und die dritten auf besonders scharfe Speisen, die die Viren ausschwitzen sollen. So manchen Betroffenen vergeht der Appetit auch völlig, während sie mit triefender Nase, Husten und Gliederschmerzen im Bett liegen. Die englische Sprache kennt das Sprichwort Feed a cold, starve a fever: Eine Erkältung sollte „gefüttert“ (d.h. man sollte essen) werden, ein Fieber dagegen ausgehungert (also nichts essen) werden. Da stellt sich die Frage, ob Intervallfasten bei Erkältung eine gute oder eher eine schlechte Sache ist. Eine eindeutige wissenschaftliche Antwort gibt es nicht.
Der Unterschied zwischen Grippe und Erkältung
Um zu verstehen, welche Auswirkungen das Fasten im Allgemeinen und Intervallfasten im Spezillen hat, lohnt sich zunächst ein genauerer Blick auf die Entstehung und den Ablauf einer Erkältung bzw. Grippe. Die echte Grippe (Influenza) ist eine eigenständige Infektionskrankheit, die von sogenannten Influenza-Viren hervorgerufen wird. Die Symptome ähneln denen der Erkältung, doch es gibt einige wichtige Unterschiede. So ist die Grippe mit hohem Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit verbunden, die Betroffene meist ins Bett verbannt. Die Viren schwächen das Immunsystem und können so schwere Folgeinfektionen wie Lungenentzündungen nach sich ziehen. Gerade bei älteren und geschwächten Menschen und bei chronisch Kranken kann die Grippe zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen.
Eine Erkältung wird zwar auch als grippaler Infekt bezeichnet, weil die Symptome denen der Grippe ähneln, doch sie verläuft in der Regel wesentlich milder. Typische Erkältungserscheinungen wie die verstopfte Nase, Husten und Schmerzen sind eher lästig als gefährlich. Bekanntlich dauert eine Erkältung mit ärztlicher Behandlung sieben Tage und ohne ärztliche Behandlung eine Woche. Anders gesagt: Sie muss ausgehalten werden, bis sie von alleine abklingt.
Erkältung füttern, Fieber aushungern?
Eine Erkältung zu füttern ist schon alleine deshalb sinnvoll, weil eine Erkältung eine Woche lang anhält und der Körper in dieser Zeit Nährstoffe braucht. Hohes Fieber, wie es beispielsweise bei einer Grippe auftritt, hält jedoch meist nur 1-2 Tage an. In dieser Zeit verspüren viele Menschen ohnehin keinen Hunger und verzichten auf Nahrung. Wichtig dabei ist aus unserer Sicht, dass Intervallfasten ja nicht gleich Fasten ist und deshalb Intervallfasten bei Erkältung nicht falsch sind….
Niederländische Wissenschaftler konnten 2002 bei einem Experiment belegen, dass der Ratschlag „eine Erkältung zu füttern und ein Fieber auszuhungern“ tatsächlich sinnvoll sein könnte.
Sie ließen freiwillige Probanden vor Labortests einmal eine flüssige Mahlzeit konsumieren und einmal nur Wasser. Dabei stellte sich heraus, dass das Glykoprotein Interferon-gamma, das eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem hat, nach der Mahlzeit 450%-fach mehr vorhanden war als nach dem Konsum von Wasser. Anders gesagt: Durch die Mahlzeit wurde genau der Teil der Immunsystems gestärkt, der zur Bekämpfung der Erkältungsviren nötig ist. Zugleich stieg nach dem Konsum von Wasser der Interleukin-4-Gehalt im Körper. Dieses Zytokin wiederum ist wichtig zur Bekämpfung von Bakterien die das Blut und Gewebe erreicht haben, aber noch nicht in einzelne Zellen eingedrungen sind: Ideal zur Bekämpfung von Fieber. Allerdings handelt es sich um eine Studie mit nur sechs Teilnehmern, aus der keine allgemeinen Rückschlüsse gezogen werden können.
Eine andere Studie, allerdings an Mäusen durchgeführt, zeigte die Bedeutung der Nahrung während einer Grippe. Erhielten die Tiere lediglich 40% der normalen Kalorienmenge, verlief die Grippe bei ihnen nicht nur schwerer, sie benötigten auch länger zur Erholung.
Wenn ihr noch mehr Informationen über Intervallfasten haben wollt, dann lest unseren Artikel: „Wie funktioniert Intervallfasten„.
Und nun? Intervallfasten bei Erkältung also doch?
Bleibt die Frage, ob es sinnvoll ist, während einer Grippe oder Erkältung mit Intervallfasten weiterzumachen. Eine eindeutige Antwort auf wissenschaftlicher Basis gibt es derzeit noch nicht. Eine Studie der Yale School of Medicine zeigte, dass beim Intervallfasten größere Mengen des Ketonkörpers Beta-Hydroxybutyrat (BHB) freigesetzt wird, der das Immunsystem positiv beeinflusst. Andere Studien haben beobachtet, dass beim Fasten beschädigte Zellen schneller repariert, bzw. durch neue gesunde Zellen ersetzt werden.
Auch hier ist es aus unserer Sicht wiederum wichtig, dass du einzig und allein auf das hörst, was dein Körper dir sagt. Wenn du bereits länger regelmäßig Intervallfasten betreibst und dich dabei rundum wohl fühlst, spricht also nichts dagegen, auch während einer Erkältung oder Grippe weiter zu fasten. Wichtig ist dabei jedoch, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit – die auch während der Fastenzeit erlaubt ist – zu versorgen. Wasser oder ungesüßte Tees sind ideal.
Fühlst du dich jedoch geschwächt und schlapp, solltest du dich auf keinen Fall zum Einhalten der Fastenzeit zwingen. Höre auf deinen Körper und führe ihm die Nährstoffe zu, nach denen er verlangt. Dies können vitaminreiche Säfte sein und leichte Mahlzeiten mit viel Gemüse. Sobald die Erkrankung abgeklungen ist, kannst du dann wieder zum Intervallfasten zurückkehren.
Unsere Erfahrungen beim Intervallfasten
Wir haben es bereits mehrfach geschrieben: Nein, es gibt nicht die goldene Regel, dass man bei einer Erkältung mit Intervallfasten aufhören sollte. Wichtig ist einzig und allein, dass du schaust, wie es dir geht. Wenn du wirklich einen großen Appetit hast, dann solltest du auch etwas essen. Es ist wie sonst auch beim Intervallfasten: Man darf sich zu nichts zwingen.
Wir haben beim Erstellen dieses Artikels für uns auch noch einmal rekapituliert, ob und wie oft wir in der Vergangenheit aufgrund einer Erkältung das Intervallfasten pausiert haben. Und ja, auch wir haben es bereits gemacht. In den letzten fünf Jahren war dies bei uns zweimal der Fall. In allen anderen Fällen haben wir Intervallfasten ganz normal fortgesetzt. Wichtig dabei: Intervallfasten heißt NICHT gar nichts mehr essen. Intervallfasten heißt bei uns nur 16 Stunden nichts essen.
Auf diesen Seite erfahrt ihr, was erlaubt ist und auf was ihr achten solltet. Und es wird natürlich auch mit vielen Intervallfasten Mythen aufgeräumt ; )
Und wie sind eure Erfahrungen mit Intervallfasten bei Erkältung? Positiv oder neagativ? Und hast du differenziert, ob es eine Erkältung oder Grippe war?